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10. Türchen (Adventskalender)
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- Veröffentlicht: Dienstag, 10. Dezember 2024 07:05

10. Türchen: Ein Fall vor Heiligabend
Es war die Nacht vor Heiligabend. Mein Bruder Akim und ich schmückten fröhlich den Weihnachtsbaum, als plötzlich die Tür klingelte. Niemand machte auf, denn alle waren mit etwas beschäftigt. Also eilte ich zur Tür und öffnete sie.
„Schönen guten Abend, mein Name ist Steffan, von der Kriminalpolizei. Könntest du bitte einmal deine Familie holen? Ich habe ein paar Fragen zu eurer Nachbarin, Frau Pawel, die gegenüber wohnt“, sagte der Mann vor mir.
Aus der Küche rief meine Mutter: „Sandy, wer ist an der Tür?“
Ich antwortete: „Mama, kommt bitte alle zur Tür! Der Herr hat Fragen zu Frau Pawel.“ Während ich das sagte, schaute ich Herrn Steffan noch immer bewundernd an.
Alle eilten überrascht zur Tür. Der Polizist wiederholte, was er zu mir gesagt hatte, und fügte hinzu: „Ihre Nachbarin wurde heute Mittag leider tot aufgefunden. Sie starb an einem Messerstich in den Rücken. Wir haben ihre Kinder schon befragt. Sie waren sehr arrogant und fragten ständig nach dem Erbe. Haben Sie vielleicht Informationen dazu, ob gestern oder heute früh jemand bei Frau Pawel war?“
Ich überlegte kurz und sagte: „Gestern bin ich gegen 13 Uhr zu meiner Freundin gegangen. Da stand ihre Tochter vor der Tür ihrer Mutter. Ich habe sie begrüßt und bin weitergegangen. Doch später hörte ich Schreie aus dem Haus. Als ich gegen 16:30 Uhr zurückkam, waren es nicht nur Frau Pawel und ihre Tochter Leyla, die schrien, sondern auch eine dritte Person. Es war jemand dazugekommen.“
„Ihre Kinder streiten oft wegen des Erbes, das ist nichts Neues. Sie leben ein sehr luxuriöses Leben, und deshalb geht es ihnen meistens ums Geld. Leyla, Paul und Leno – sie kommen alle dafür infrage“, fügte ich hinzu.
„Also waren gestern zwei Personen bei Frau Pawel. Weißt du, wer die zweite Person ist?“ fragte Herr Steffan.
Ich schüttelte den Kopf und antwortete: „Nein.“ Danach sagte ich nichts mehr.
Dann erklärte der Polizist etwas, das unsere nächsten Tage – und auch Heiligabend – durcheinanderbringen würde: Wir standen unter Mordverdacht. Das bedeutete, dass wir das Haus nicht verlassen durften, außer in Begleitung der Polizei. Außerdem sollten wir die Kinder von Frau Pawel bei uns aufnehmen, da auch sie unter Verdacht standen.
Als die Kinder ankamen, ging ich ins Badezimmer, um nachzudenken. Ich nahm einen Notizblock mit, um aufzuschreiben, was mir in den Kopf kam. Zwei Fragen beschäftigten mich: Wer war die mysteriöse dritte Person? Und wer hatte Frau Pawel ermordet?
Während ich grübelte, kam plötzlich Leyla ins Bad und sprach am Telefon. „Ey, du weißt schon, dass die Polizei jetzt davon weiß, dass gestern noch jemand bei mir war. Wehe, du sagst irgendetwas, Marco!“ Marco war Leylas Freund.
Ich war schockiert. Jetzt musste ich nur noch herausfinden, wer Frau Pawel tatsächlich ermordet hatte. Nachdem Leyla das Badezimmer verlassen hatte, ging ich ebenfalls hinaus. Ich fragte Herrn Steffan, ob ich kurz in Frau Pawels Wohnung gehen dürfe. Er erlaubte es, warnte mich aber: „Erschreck dich nicht. Die Leiche liegt noch am Tatort.“
Ich nickte, sagte, dass ich das aushalten könne, und ging los. Ich lief direkt in ihr Arbeitszimmer, denn ich kannte mich in ihrem Haus gut aus – ich hatte sie oft besucht. Frau Pawels Leiche war bleich und lag vornübergekippt auf dem Tisch. Es sah aus, als wäre sie eingeschlafen.
Ich ging näher heran und bemerkte an ihrem Hals eine kleine Verletzung, die aussah wie ein Einstich von einer Spritze, ähnlich wie bei einer Impfung. Sofort informierte ich einen Polizisten in der Nähe.
Kurz darauf kam ein Polizist zu Herrn Steffan und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Herr Steffan versammelte uns alle und sagte: „Wir wissen, wer der Täter ist. Es ist Herr Leno!“
Ich war fassungslos. „Wie bitte? Aber wir haben gestern nichts gehört, und was ist mit Leyla und Marco? Waren sie nicht die Verdächtigen?“
Leno rastete aus. „Aber ich war gestern gar nicht da! War es nicht Leyla? Sie war doch gestern bei unserer Mutter! Außerdem – haben Sie irgendwelche Beweise? Ein Motiv?“
Herr Steffan blieb ruhig und erklärte: „An dem Messer, mit dem Sie Ihre Mutter getötet haben, klebten Haare von Ihnen. Außerdem haben Sie Ihre Mutter betäubt, bevor Sie sie erstachen. Die Spritze fanden wir unten im Müll, voller Fingerabdrücke von Ihnen. Alle Hinweise deuten auf Sie. Was sagen Sie dazu?“
Paul fragte schockiert: „Aber wieso, Leno?“
Leno antwortete unter Tränen: „Meine Mutter rief mich gestern an und sagte, dass ich nichts vom Erbe bekommen würde, weil ich in den letzten Monaten zu viel Geld von ihr genommen hatte. Sie lud mich ein, um alles zu besprechen. Als wir redeten, wurde mir schwindelig von dem, was sie sagte. Ich ging zum Medikamentenschrank, fand ein Betäubungsmittel und nahm es aus irgendeinem Grund mit. Dann ging ich zurück zu ihr. Sie redete die ganze Zeit schlecht über mich, und irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Ich rastete aus, betäubte sie und stach sie mit einem Messer nieder, das auf dem Tisch lag. Als mir klar wurde, was ich getan hatte, rannte ich weg, warf die Spritze in den Müll und lief nach Hause.“
Die Polizisten verhafteten Leno wegen Mordes und nahmen ihn mit. Ich war sehr traurig, dass es so enden musste. Wir verabschiedeten uns von allen und trauerten um Frau Pawel.
Am nächsten Tag, an Heiligabend, fragte Leyla, ob wir zusammen feiern könnten. Wir stimmten zu. Der Tag war schön, und wir waren alle froh, dass wieder Normalität einkehrte – auch wenn der Tod von Frau Pawel uns alle traurig machte.
Autorin: Lamar Kahlous (Klasse 8)
Bildzeichnerinnen: Melina Hamann und Afnan Messoudi (Klasse 8)